Alles begann am 4. September 2001, als ich im damaligen Reinhard-Nieter-Krankenhaus in Wilhelmshaven (heute Klinikum Wilhelmshaven) gegen 17:45 Uhr zur Welt kam. Genau 7 Tage später, am 11. September, dem Tag, an dem al-Qaida die Terroranschläge auf die Twin Towers sowie auf das Pentagon in den Vereinigten Staaten verübte, wurden meine Mutter und ich aus dem Krankenhaus entlassen.

Die ersten vier Jahre wuchs ich recht ländlich im Schortenser Stadtteil Schoost auf, gemeinsam mit meinen Eltern, Großeltern und Urgroßeltern, die direkt in der Nachbarschaft wohnten. Ich erinnerte mich immer gerne an meine Kindheit dort.

2005 zogen wir ins schöne Zetel, da ich alt genug war, um in den Kindergarten zu gehen. Ich besuchte dort den Kindergarten Regenbogenfisch, bis ich 2008 in die Grundschule Zetel eingeschult wurde. 2012 erhielt ich eine Empfehlung für das Gymnasium, entschied mich jedoch für die Haupt- und Realschule in Zetel.

Meine Schulzeit war durchwachsen: Ich hatte Schwierigkeiten in Mathematik, dafür aber Spitzen-Noten in Englisch, Erdkunde und Religion. In Politik und Geschichte war ich nie besonders gut; diese Fächer interessierten mich damals noch nicht so sehr – das änderte sich später. In der 9. Klasse absolvierte ich ein Praktikum bei der regionalen Zeitung. So vergingen die Jahre. 2018 machte ich schließlich meinen erweiterten Realschulabschluss an der Schule.

Wie würde Otto Waalkes jetzt sagen?

„Da stand ich nun mit meinen drei Problemen.“ ~Otto – der Film

Naja gut, drei waren es bei mir nicht, aber ich wusste trotzdem nicht so richtig, was ich wollte. Ausbildung? Ja, aber was? Schule weitermachen? Auch ’ne Option. Ich hatte damals immer im Kopf: „Irgendwas mit Medien.“ Aber wo? Hier im Norden gibt’s recht wenig, was das angeht. Klar, wir haben Zeitungen und Radiosender, und auch den FRF. Aber niemand wollte mir einen Ausbildungsplatz anbieten.

„Naja gut“, dachte ich mir, „bevor noch mehr Zeit verstreicht, gehste halt weiter zur Schule und machst dein Fachabi.“ Gesagt, getan. Ich meldete mich in Varel an der berufsbildenden Schule für die dreijährige Fachoberschule Wirtschaft an. Hätte mein Vergangenheits-Ich geahnt, dass ich später einen sozialen Beruf ausübe, hätte ich mich wohl eher für die Fachoberschule Gesundheit und Soziales entschieden. Aber gut, schlauer ist man immer erst hinterher. Also stürzte ich mich ins neue Abenteuer „FOS“.

Die Zeit in der FOS war… sagen wir mal: intensiv. Ich wurde gemobbt, meine Mathelehrerin hatte mich auf dem Kieker, aber ich fand auch ein paar tolle Freunde, mit denen ich bis heute Kontakt habe. Dann kam Corona. Anfang 2020 näherten sich die Abschlussprüfungen, aber keiner wusste, wie, wo und ob sie überhaupt stattfinden sollten. Am Ende schrieben wir sie in kleinen, geteilten Klassen, an verschiedenen Tagen und zu verschiedenen Zeiten. Irgendwie haben wir es geschafft. Die Notenvergabe lief dann auf Abstand mit dem Klassenlehrer. Auch das „Fachabi“ hatte ich jetzt in der Tasche.

Und wieder stand ich da, mit der Frage: Was jetzt? Ich hatte mich schon bei einem Landkreis in meiner Nähe als Mediengestalter beworben und war bis zur zweiten Bewerbungsrunde gekommen, dann aber ausgeschieden. Auch andere Unternehmen und Kommunen lehnten meine Bewerbung ab.

Durch einen ehemaligen Freund hörte ich dann vom FSJ. Er war so begeistert davon, dass ich mich sofort informierte und mich bei einer Schule für Kinder mit Behinderungen bewarb. Dort wurde ich direkt angenommen. Das FSJ machte mir großen Spaß, vor allem wegen des tollen Kollegiums. Die Klassenleitung, bei der ich arbeitete, und die beiden Heilerziehungspflege-Azubis motivierten mich, die Ausbildung zum Heilerziehungspfleger zu beginnen.

Weil ich an der Schule bleiben wollte, bewarb ich mich direkt dort für mein erstes Ausbildungsjahr und wurde angenommen. Allerdings arbeitete ich nicht in meiner alten Klasse, sondern in der Nachbarklasse – und es gefiel mir dort sogar noch besser. Die Jugendlichen der Sekundarstufe II (14–18 Jahre) teilten viele meiner Interessen, und so konnte ich schnell ihr Vertrauen gewinnen. Bereits im ersten Ausbildungsjahr war mir klar: Ich wollte unbedingt weiterhin an dieser Schule arbeiten. Das Jahr war insgesamt ziemlich entspannt. Ich musste mich zwar erst an die neuen Menschen und Fächer gewöhnen, aber das gelang mir gut. Meine Noten waren ganz okay.

Am Ende des ersten Jahres hieß es: Bewerbungen schreiben. Eigentlich wollte ich an der Schule bleiben, aber für das zweite Ausbildungsjahr musste ich in eine andere Einrichtung wechseln – von der Schule in eine Wohneinrichtung. Darauf hatte ich nicht wirklich Lust, weil es mir an der Schule so gut gefallen hatte. Mein Plan war, das zweite Jahr im Wohnheim zu absolvieren und im dritten Jahr zur Schule zurückzukehren. Also bewarb ich mich bei einer Wohneinrichtung in meinem Ort und wurde auch dort direkt angenommen. Wieder neue Menschen, wieder umgewöhnen. Die Bewohner*innen waren fast alle älter als ich. „Okay“, dachte ich, „das wird spannend.“ Aber ich fand mich schnell ein und traf auch hier auf viele nette Kolleg*innen.

Doch schon nach kurzer Zeit wurde mir klar, dass das kein einjähriger „Ausflug“ werden würde. Ich wollte bleiben – auch im dritten Jahr. Das war nicht nur praktisch, weil ich mich dann nicht erneut umstellen musste, sondern nahm mir in der Prüfungszeit auch viel Druck. Denn Empathie und Vertrauen aufzubauen, das braucht Zeit. Auch das dritte Jahr meisterte ich in der Wohneinrichtung. Die Prüfungen bereiteten mir keine großen Sorgen, da ich gut gelernt hatte. Die Ergebnisse sprachen für sich: Ein Schnitt von 2,8. Die Ausbildung bestanden – das war der beste Satz, den ich je gehört habe.

Tja, und jetzt arbeite ich seit 6 Monaten als Fachkraft in derselben Einrichtung und bin happy. Es hätte nichts anders laufen sollen.