
Die Heilerziehungspflege beschreibt die Begleitung von Menschen mit körperlichem, geistigem, sozial-emotionalem und schwerstem komplexem Unterstützungsbedarf in ihrem alltäglichen Leben. Arbeitsbereiche von HEP’s können heilpädagogische Kindergärten, Schulen, Werkstätten, psychiatrische Einrichtungen und Wohneinrichtungen sein.
Die Aufgabe der HEP’s ist es, die Menschen mit Unterstützungsbedarf bei der Alltagsbewältigung, Pflege, Bildung zu begleiten und zu unterstützen, sowie sie durch echte Teilhabe, Partizipation und Ermutigung zur größtmöglichen Selbstständigkeit zu bewegen.
Mehr zum Beruf und zur Ausbildung gibt’s auf der Website der Bundesagentur für Arbeit.
Nun aber mal etwas zu meinen eigenen Beweggründen:
Ich selbst habe diesen Sommer meine Ausbildung zum HEP abgeschlossen. Während meines freiwilligen sozialen Jahres 2020/2021 habe ich täglich engen Kontakt zu Kindern und Jugendlichen mit Unterstützungsbedarf in einer heilpädagogischen Förderschule gehabt (natürlich den Corona-Einschränkungen-Konform).
Dieses FSJ hat mich dann so angefixt, dass ich dann die Ausbildung begonnen habe und während des ersten Jahres noch in der Förderschule geblieben bin. Die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen hat mir sehr viel Spaß gemacht, allerdings wollte ich nach dem ersten Jahr was anderes sehen. Da wir eh einmal den Bereich wechseln mussten, habe ich mich dann entschieden, mich in der örtlichen Wohneinrichtung für Erwachsene mit Unterstützungsbedarf zu bewerben. Tja, und nun bin ich hier jetzt fest angestellt als HEP und ich bin einfach nur happy. Klar, mit Erwachsenen zu arbeiten, die auch teilweise älter als ich sind ist eine kleine Umstellung, gefällt mir aber persönlich besser als der Bildungs- bzw. Kinder- und Jugendbereich.
Aber grundsätzlich kann ich sagen, dass die Arbeit mit Menschen mit Unterstützungsbedarf mich als Menschen positiv verändert hat. Ich bin offener, emotionaler aber auch zielstrebiger geworden und ich weiß auch genau wo meine Grenzen sind. Außerdem habe ich meine Kolleg*innen schätzen gelernt und es sind mittlerweile tolle Freundschaften entstanden.
Der Bedarf an Fachkräften in jeglicher Form ist sehr groß. Auch die Heilerziehungspflege ist davon leider betroffen. Es herrscht eine hohe Mitarbeiterfluktuation und nur wenige trauen sich, die Ausbildung zu machen oder in dem Beruf zu arbeiten.
Dabei ist der Beruf gerade sehr wichtig, denn viele der Menschen benötigen Unterstützung in sämtlichen Bereichen des Lebens wie in der Selbst- und Fremdwahrnehmung und/oder der Pflege.
Ob es die Scheu vor den Menschen ist, die siegt? Sind es die Arbeitszeiten im Wohnbereich die abschrecken? Oder doch die geringe Bezahlung? Wahrscheinlich spielt all das eine Rolle.
Wer den Beruf anstrebt, sollte sich bewusst sein, dass man eine große Verantwortung für die Menschen mit denen man arbeitet übernimmt. Außerdem sind Empathie, Geduld, Einfühlungsvermögen, Flexibilität und vor allem Teamfähigkeit. Denn all das ist wichtig, um den Menschen die größtmögliche Partizipation und Selbstständigkeit zu ermöglichen.
Vielen werden einfach die Aufgaben abgenommen weil „die können das ja eh nicht“. Eben doch! Menschen mit Unterstützungsbedarf können viel mehr als die Gesellschaft es ihnen zutraut. Dafür muss man aber Inklusionsarbeit leisten und das ist vielen (vor allem Unternehmen) zu viel Arbeit.
Aber eine vollständige Inklusion hat die FCKAfD nicht auf der Agenda. Sie wollen zwar, laut ihrem Europawahlprogramm 2024 Förder- und Sonderschulen erhalten, aber „eine Inklusion um jeden Preis geht zu Lasten der Bildungsqualität aller Beteiligten“.
Eine umfassende Inklusion kann durch Förderung von Toleranz, Verständnis und sozialer Kompetenz die Bildungsqualität aller Schüler*innen verbessern und die Entwicklung der Schüler*innen mit Unterstützungsbedarf unterstützen.
Erfolgreiche Inklusion erfordert angemessene Ressourcen, binnendifferenzierte Lerninhalte und -Materialien sowie besondere Schulungen für die Lehrkräfte und/oder eine Anstellung von heilpädagogischen Fachkräften.
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